195 Jahre Galerie Wimmer

Die Geschichte der GALERIE WIMMER – Kompetenz zwischen Tradition und Moderne

Die Galerie Wimmer feiert im Jahr 2020 ihr 195-jähriges Firmenjubiläum

Trotz dieser langen Zeitspanne, haben nur wenige Galeristenpersönlichkeiten das Ansehen und Profil der Galerie geprägt. Die persönliche Ebene zwischen Käufer und Verkäufer ist für das Prosperieren einer Galerie gerade in unserer heutigen Zeit maßgeblich. Ich bin stolz, mit meinen Wissen und meinen Werten, auf die sich das Vertrauen meiner Käufer gründen, über 30 Jahre das Gesicht dieser Galerie erfolgreich und kontinuierlich mit geformt zu haben.

Dies gilt auch für die Kontakte in die Verenigten Staaten. Sie sind seit über 140 Jahren, als August Humpelmayr die Geschäfte mit England und den USA aufbaute und intensivierte, ein wichtiger Bestandteil des internationalen Ansehens der Galerie Wimmer. Es ist mein Ziel, dies zu erhalten und weiter zu fördern.

Die Geschichte der Galerie Wimmer

  • Gründung der „J.M. Hermann Kunsthandlung“ in der Kaufingerstraße
  • Königliches Dekret zum Alleinvertriebsrecht der „Voyage pittoresque et militaire dans la Russie en 1812“ von Albrecht Adam (100 Blatt)
  • Heinrich Wimmer erbt als Schwiegersohn die Galerie. Umbenennung in „Heinrich Wimmer´sche Hofkunsthandlung. Umzug in die Theatinerstraße
  • Nach dem Tod von Heinrich Wimmer führt die Witwe die Geschäfte weiter
  • Verkauf der Galerie an August Humpelmayr. Umbenennung in „Galerie Wimmer & Co.“ Aufbau des Geschäftsbeziehungen mit New York und London
  • Erwerb des Anwesens Briennerstr. 7 und Umzug der Galerie dorthin
  • Nach dem Tod von August Humpelmayr übernimmt sein Sohn August die Galerie und führt sie in das 20. Jahrhundert
  • Große Ausstellung zum 100-jährigen Bestehen der Galerie Wimmer
  • Ende der 1920er Jahre
  • Der Schwiegersohn Alfons Kolb übernimmt die Galerie
  • Erste Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse in München. Beteiligung der Galerie Wimmer
  • Anfang der 1960er Jahre
  • Edith Binding, die Tochter von Alfons Kolb, lenkt das Fortleben der Galerie mit sicherer Hand
  • Christine Rettinger Inhaberin der Galerie der Galerie und führt diese bis heute

> zurück zur Übersicht

Bayerische Landschaftsmaler auf dem Weg in die Welt

(Text: Doris Kettner. Bild: Carl v. Spitzweg)

Beitrag zum Katalog der Bayerischen Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte 2019 in Ettal. Ein Gebirge vor weiß-blauem Himmel, grüne Wiesen, blühende Sommerblumen, Mädchen in Tracht, die verträumt ins Land hinausblicken – dieses Bild ist uns vertraut, es könnte einer Imagebroschüre für eine Tourismusidylle im bayerischen Alpenvorland stammen. Aber es ist die Kurzbeschreibung eines 1870 entstandenen Gemäldes von Carl Spitzweg: „Zwei Dirndl auf der Alm“. Die Landschafts- und auch die Genremalerei des 19. Jahrhunderts waren reich an Motiven aus der heimischen Berg- und Bauernwelt und es stellt sich die Frage, ob das Bild von Bayern, das sich – verstärkt durch die vielfältigen Werbemaßnahmen der Tourismusämter – bis heute hält, ursprünglich nicht doch durch diese Gemälde, die vor allem am Ende des 19. Jahrhunderts ein Exportschlager waren, in alle Welt transportiert wurde.

> zurück zur Übersicht

Napoleons Feldzüge und die Folgen für den Kunsthandel

War der Kunsthandel bis zu Napoleons Zeiten noch sehr den alten Verkaufsgepflogenheiten verhaftet, so konnte er sich nach Beendigung der Wirtschaftskrise, die unter anderem durch die Kontinentalsperre und die Verwüstungen in den eroberten Ländern verursacht worden war, zu neuen Wegen aufmachen. Gerade waren noch die skrupellosen Händler durch das Land gezogen, die von Napoleons Truppen beschlagnahmte Kunstwerke sogleich weiterverkauften; schon begann die Zeit, in der sich die Welt, der Handel und damit auch der Verkauf von Kunst langsam, aber grundlegend veränderten.

> zurück zur Übersicht

Biedermeierliches München – neue Käuferschichten

Das biedermeierliche München war offen für die Kunst. Auch das Bürgertum, nicht wie bisher vor allem der Adel, zeigte nun mehr und mehr Interesse an der Kunst. Gemälde eroberten ihren Platz in den privaten Wohnzimmern und Salons. Damit einher geht die Veränderung der Bildinhalte – und nebenbei bemerkt, auch der Bildgrößen – die heimische Landschaft erscheint als Motiv und das Genrebild wird entdeckt. Das neue Klima für die Kunst ist nicht zuletzt an der Gründung des Kunstvereins durch Künstler und Bürger der Stadt München in den Jahren 1823/24 erkennbar. Ab und zu adelte König Ludwig I. den Verein durch seinen Besuch, obwohl das Gezeigte wohl nicht immer seinen gestrengen Maßstäben standhalten konnte. Aber in der Summe schuf die Aufgeschlossenheit für die Kunst eine veränderte Situation, die auch für den Kunsthandel neue Chancen bereithielt.

1825, im Jahr der Thronbesteigung Ludwigs I., gründete Johannes M. Hermann die „J.M. Hermann´ sche Kunsthandlung“, die heute den Namen „Galerie Wimmer“ trägt. Johannes M. Hermann, selbst Künstler, verkaufte in seinen Räumen eigene Werke und Lithographien von Gemälden ausgewählter Künstlerkollegen. Namenslisten sind hierzu keine erhalten, aber Hermann scheint ein gutes Händchen bei der Auswahl gehabt zu haben, denn das Geschäft florierte. Der Galerie war ein Lithographieverlag angeschlossen, der vor allem Reproduktionen von Paradestücken aus dem Bestand der Münchner Pinakothek im Angebot hatte. Dieser Geschäftszweig war überaus erfolgreich. Für die Serie „Voyage pittoresque et militaire dans la Russie en 1812“ von Albrecht Adam (1787 – 1862), den für Bayern verheerenden Russlandfeldzug, der noch in aller Gedächtnis war, garantierte ihm ein königliches Dekret das Alleinvertriebsrecht. Das Geschäft mit den Lithographien war ein wichtiges Standbein. Den größten Bestand der Galerie bildeten jedoch Gemälde sowie Glasmalereien und Zeichnungen von zeitgenössischen Künstlern. Verkauft wurde an Adelige, mehr oder weniger begüterte Bürger und vermögende Sammler, wobei sich der Kundenkreis aus Münchnern und Besucher der Landeshauptstadt zusammensetzte, zumal München mehr und mehr zur festen Station für Kulturreisende wurde. Der Kunsthandel dachte und plante noch nicht international.

> zurück zur Übersicht

Neue technische Errungenschaften und die Weltausstellungen

Die Kunsthandlung von J.M. Hermann war 1841, wie erwähnt, an seine Tochter und den Schwiegersohn Heinrich Wimmer übergegangen, die den Namen der Galerie in „Heinrich Wimmer´ sche Hofkunsthandlung“ änderten. 1859 kaufte August Humpelmayr das Geschäft, der es bestens verstand, technische Neuerungen und innovative Entwicklungen zu nutzen. Er war weltweit tätig und gründete später, durch den anhaltenden Erfolg beflügelt, Filialen in London und New York.

Den großen Umbruch in der Präsentation der Kunst brachte die Gasbeleuchtung. Die Kerzen verschwanden aus den Verkaufsräumen und machten einem nicht rußenden, hellen, gut zu kontrollierenden Licht Platz, das perfekt inszenierte Ausstellungen und Bildpräsentationen auch in den Abendstunden ermöglichte. In München wurde im Jahr 1850 die Gasbeleuchtung in den Straßen eingeführt. Geschäfts- und Privatgebäude folgten. So hatten die Kunstliebhaber in ihrem häuslichen Umfeld nun die Möglichkeit, ihre erworbenen Schätze besser ins Licht zu setzen. Und diese Kreise wurden größer, denn der wirtschaftliche Aufschwung in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erlaubte es verstärkt auch der bürgerlichen Schicht, sich der Kunst und dem Erwerb von Kunstwerken – sei es aus Liebe zur Malerei, sei es zu Repräsentationszwecken – zuzuwenden.

Beschleunigt wurde diese Entwicklung nicht zu letzt durch die Weltausstellungen, die in den großen europäischen Hauptstädten die Neuheiten aus dem beinahe nicht zu überblickenden Spektrum von Technik, Wissenschaft und Kunst präsentierten. Die immensen Impulse, die diese Veranstaltungen in der Künstlerschaft und im Austausch des künstlerischen Schaffens hervorriefen, sind nicht hoch genug einzuschätzen. So reisten beispielsweise Carl Spitzweg und Eduard Schleich d.Ä. schon 1851 zusammen über Paris zur ersten Weltausstellung nach London. Die Weltausstellungen waren vor allem als Werbe- plattformen und Präsentationsforen für die Künster wichtig, denn die Besucherströme waren enorm und international.

1867 wurden in Paris zur Weltausstellung viele Gemälde aus dem Besitz der „Galerie Wimmer & Co.“ gezeigt, die „zum großen Nutzen unserer Malerwelt ihren Geschäftskreis immer weiter nach allen Weltgegenden ausbreitet und da allein für sich einen größeren Umsatz hat als der ganze Kunstverein“, wie Friedrich Precht Mitte Februar 1867 in der „Zeitschrift für Bildende Kunst“ als Korrespondent aus München verlautbarte.

Die Münchner Maler – und mit ihnen der Kunsthändler – konnten in Paris einen überwältigenden Erfolg verbuchen. Natürlich war dort nicht nur die Landschafts- und Genremalerei ausgestellt, denn die akademische Malerei behauptete nach wie vor ihren Platz. Aber eben auch die Landschaftsmaler und die Genremaler waren präsent und machten die bayerische Landschaft und Kultur in überzeugender Manier einem breiten Publikum bekannt.

Wohl ebenso wichtig war die Erste Große Internationale Kunstausstellung im Glaspalast am jetzigen Alten Botanischen Garten in München, die 1869 stattfand. Über 2000 Werke wurden dort gezeigt, weit über die Hälfte stammte von deutschen Künstlern und davon wiederum ein erheblicher Anteil von Malern aus München beziehungsweise Künstlern, die bayerische Landschaften und ländliche Genreszenen präsentierten. Das Verzeichnis der ausgestellten Werke liest sich stellenweise wie ein kleiner Reiseführer durch bayerische und deutsche Lande und die Signalwirkung dieser Präsentation bayerischer Motive ging weit über die Landesgrenzen hinaus.

Da entsprechende Unterlagen fehlen, lässt sich nicht mehr feststellen, welche der Arbeiten über oder von der Galerie Wimmer & Co. in die Glaspalastausstellung geschickt worden waren. Auf jeden Fall zog die Galerie im gleichen Jahr in das vornehmste Stadtviertel – in die Brienner Straße, nahe der Residenz. Die neue Nachbarschaft zahlte sich aus. Sie stand für die hohe Qualität der Galerie, die nun ausschließlich mit Originalen auf Leinwand oder Papier handelte. Ergänzt wurde das Programm mit Kopien von Kunstwerken, die auf Porzellan gemalt waren. Sie hatten sich zu beliebten Mitbringseln der Kulturtouristen entwickelt und waren auch für Kunstliebhaber erschwinglich, die sich keine Originalgemälde leisten konnten und dennoch Repräsentatives suchten. In der „Zeitschrift für Bildende“ Kunst vom 18. Juni 1869 liest sich das wie folgt: „Endlich hat München gleich anderen großen Städten auch eine permamente Kunstausstellung. Die bekannte Kunsthandlung Heinrich Wimmer und Comp. hat im fashionabelsten Stadtteil, am Wittelsbacherplatz, acht Säle mit trefflichem Oberlicht und durchweg komfortable und elegante Ausstattung verstellen (sic!) lassen, welche dem kunstliebenden Publikum geoffnet sind. Bei den ausgedehnten Geschäften der genannten Handlung wird es an raschem Wechsel der Ausstellungsobjekte, namentlich während der Reisesaison, nicht fehlen, welche so zahlreiche Fremde nach München führt“.

August Humplmayr, pflegte exzellente Kontakte zu „seinen“ Künstlern. Carl Spitzweg war einer von ihnen. Wie man dem eigenhändigen Verkaufsverzeichnis Spitzwegs entnehmen kann, erwarb der Kunsthändler bei ihm ab 1864 kontinuierlich ganze Serien, um die Nachfrage seiner Kundschaft befriedigen zu können.

> zurück zur Übersicht

Die Landschaft – eine neue Motivwelt

Die Malerei hatte sich in wenigen Jahrzehnten völlig verändert. War sie am Ende des 18. Jahrhunderts vom Stil des Barock und Klassizismus geprägt, so wagten die Künstler nun Neues: den Schritt in die Natur und zu neuen Motiven. Den Anfang machte in Bayern der Maler Johann Georg von Dillis (1759 – 1841). In Graf Rumford, dem einflussreichen Staatsminister unter Kurfürst Karl Theodor, fand Dillis einen großen Förderer. Graf Rumford beauftragte ihn mit der Anfertigung von Zeichnungen und Aquarellen des gerade geschaffenen Englischen Gartens. 1790 wurde Dillis mit dem Amt des „Galerieinspektors“ betraut. Studienreisen führten ihn ins Oberland: „Auf diesen Streifzügen gewann Dillis von der Münchner Landschaft eine stoffliche Grundlage, die alsbald von seinen Zeitgenossen mit tiefster Zustimmung ausgebaut wurde: bis zu Spitzweg herzerquickenden Almenbildern haben alle Landschaftsmaler Münchens an der künstlerischen Entdeckung des Gebirgslandes mit warmem, frohem Verständnis teilgenommen.“

Johann Georg von Dillis folgten Max Josef Wagenbauer (1775 – 1829), Johann Jakob Dorner d.J. (1775 – 1852), Wilhelm von Kobell (1766 – 1853), dann Eduard Schleich (1812 – 1874) und viele andere. Die Landschaftsmalerei fand ihren Weg durch das ganze 19. Jahrhundert, wobei sie sich anfangs, mehr oder weniger missachtet vom Kreis der akademischen Maler, erst ihre eigene Anhängerschaft suchen musste. Schließlich kam ihr auch zugute, dass es die Stadtbewohner immer mehr hinaus auf das Land, an die Seen und ins Gebirge lockte. Die nun einsetzende jährliche Routine der „Sommerfrische“ veränderte und idealisierte den Blick auf das Land und das Landleben.

Großen Einfluss auf diese Entwicklung hatte Heinrich Bürkel (1802 – 1869), der 1822 von Pirmasens nach München gekommen war. Seine Werke sind sicherlich mit ausschlaggebend für das Bild Bayerns in der Welt. Er entdeckte die bayerischen Berge, wo er einen Teil seiner Zeit verbrachte. Seine Gemälde, in denen er die bayerische Gebirgslandschaft, kombiniert mit fiktiven Szenen aus dem ländlichen Leben, festhielt, fanden sich schon bald in den Ausstellungen und Kunstvereinen vieler Großstädte der deutschen Länder. Ab 1837 legte seine Frau Johanna ein Verzeichnis der verkauften Werke an, dem man einigermaßen vollständige Angaben entnehmen kann. So ist für das Jahr 1840 vermerkt, dass im Kunstverein München Werke von Heinrich Bürkels ausgestellt waren, die die Kunsthandlung von J. M. Hermann 1839 und 1840 gekauft hatte. Später, nach der Übergabe der Galerie an das Ehepaar Wimmer im Jahr 1841, sind diese als Käufer für eine „Winterlandschaft“, ein „Wirtshaus mit Güterwagen“, eine „Schmiede im Winter“ und weitere Arbeiten vermerkt. Für den internationalen Markt wichtig wurde dann ein Verkauf im Jahr 1839: Clamor Friedrich Hagedorn, ein Freund Heinrich Bürkels, vermittelte in seiner Rolle als diplomatischer Vertreter Bayerns in den Vereinigten Staaten zwei Bilder Bürkels an S.B. Vanbryckel aus Philadelphia. Eine größere Anzahl von Gemälden aus der Hand des Künstlers folgte, die römisch-italienische und vor allem bayerische Landschaften zeigen. Neben den Käufern aus den Vereinigten Staaten finden sich auch Kontakte aus London und anderen Städten Europas in der Verkaufsliste – Bürkel war sehr rasch international gefragt.

> zurück zur Übersicht

Die Welt wird kleiner – über den großen Teich

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Dampflokomotive die Welt schon kleiner gemacht, die Dampfschifffahrt brachte die Neue und die Alte Welt einander näher und die Verkabelung der beiden Welten öffnete ab 1866 revolutionäre neue Kommunikationswege. Waren aller Art, also auch Gemälde, waren nun einfacher, schneller und sicherer zu transportieren. Aber nicht nur die Kunst wurde mobiler, auch die Menschen selbst und damit das Reisen. Aus der „Grand Tour“, bis in das 19. Jahrhundert beinahe verpflichtend für den Adel, war mehr und mehr die Kulturreise für Begüterte geworden. Verstärkt kamen Kunstinteressierte aus der ganzen Welt in die Metropolen und natürlich auch nach Bayern.

Neben dem heimischen, dem deutschen und europäischen Kunstmarkt – hier vor allem London – wurden die Vereinigten Staaten ein wichtiger Absatzmarkt. Das neu entstandene Großbürgertum an der Ostküste ließ sich auch von einem Einfuhrzoll von bis zu 3o Prozent nicht abschrecken. Es hatte mit der Kunst aus dem alten Europa zudem eine repräsentative und qualitätvolle Möglichkeit gefunden, sich und seine Familien an die Wurzeln ihrer Herkunft zu erinnern. Auf den Sightseeingtouren durch „good old europe“ entdeckt, kauften sie Kunst nicht nur mit Begeisterung vor Ort, sondern auch nach der Rückkehr von der Reise.

Die Erfolgsgeschichte der Galerie Wimmer riss auch nicht ab, als sie 1885 vom Vater auf den Sohn August Humplmayr überging, wie die akribisch festgehaltenen Verkäufe nach Übersee belegen. Hierzu wurden Karteien angelegt, die jedes verkaufte Werk mit einer Fotografie der Arbeit, dem Künstler, dem Titel, dem Preis, dem Käufer und dem Wohnort des Käufers vermerkten. Die Käufer finden sich von New York bis Los Angeles, und sogar in Australien. Das Verzeichnis zeigt aber auch, dass es wenig Mut zur modernen Malerei der Zeit, dem Impressionismus, gab. Gekauft wurden die traditionellen Bildwerke. Zwar fallen in den Inventurkarten die Landschaften mit Vieh von Friedrich Voltz ins Auge, aber reine Landschaften sind selten. Die Piloty-Schule findet sich ebenso wie neobarocke Bildwerke verschiedener Künstler und Metaphysisches von Gabriel von Max. Den Schwerpunkt bilden Genrebilder: Werke von Franz von Defregger, Felix Schlesinger und vielen anderen. Sie tragen das idealisierte Bild des bäuerlichen Bayerns (und Tirols) weiter über den großen Teich. Aus den Unterlagen lässt sich entnehmen, dass von 1870 bis 1900 Kunstwerke im Wert von zwölf Millionen Dollar (heutiger Wert) in den ausländischen Markt, vor allem in die Vereinigten Staaten, verkauft wurden. Die Gemälde lies Humplmayr rückseitig mti dem englischsprachigen Stempel „Gallery Wimmer, Fine Art, Munich“ versehen. So erreichen die Galerie heute noch Anfragen zu einzelnen Gemälden die diesen Stempel tragen.

> zurück zur Übersicht

(Bilder v.l.n.r.: Franz von Defregger, Heinrich Bürkel, Gabriel von Max)

Amerikanische Künstler in Bayern

War es der Ruf Münchens als Kunststadt oder war es vielleicht doch die reiche Motivwelt des Alpenvorlands mit seiner Berg- und Bauernwelt, die nun auch nordamerikanische Künstler hierher lockte? Beispielhaft ist hier Carl Marr (1858 – 1936), geboren in Milwaukee, zu nennen. Er wurde 1893 Professor an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, später auch ihr Direktor.9) Oder Sion Longley Wenban (1848 – 1879), geboren in Cincinnati, der seit den 1880er Jahren in Schleißheim bei München lebte und in einem Schäferwagen durch das Dachauer Hinterland zog, um vor Ort in unzähligen Studien und (Kohle-)Zeichnungen seine

Eindrücke festzuhalten. Diese Künstler blieben sicherlich mit ihrer alten Heimat verbunden und trugen mit ihren Werken, die zum Teil wohl auch dorthin verbracht wurden, wiederum zum Bild Bayerns in der Fremde bei. Nicht zuletzt werden sie auch auf das besondere Klima der Kunststadt München aufmerksam gemacht haben, auf den „freiheitlichen“ Ruf der Stadt, die den Künstlern viele Freiheiten der Lebensgestaltung erlaubte – ein Aspekt, den man nicht außer Acht lassen sollte.

Von den englischen Künstlern ist in diesem Zusammenhang Edward Theodore Compton (1849 – 1921) zu nennen, der sich als Bergmaler in den Alpenraum verliebte und schließlich in Feldafing am Starnberger See sesshaft wurde. Seine Werke sind bis heute, insbesondere unter Bergsteigern auf dem Kontinent und bei Sammlern in Großbritannien, gefragt.

> zurück zur Übersicht

Ein gutes Klima für die Kunst

Mit Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I., hatte Bayern Anfang des 19. Jahrhunderts einen wichtigen Botschafter für die Kunst. Dies wurde auch in zahlreichen Artikeln in Zeitungen, in Büchern und in den Bildmedien thematisiert und hatte überregionale Wirkung.

Ein Zitat aus der Rede des Königs anlässlich der Grundsteinlegung der Neuen Pinakothek im Jahr 1846 wurde an vielen Stellen abgedruckt:“ Als Luxus darf die Kunst nicht betrachtet werden, in allem drückt sie sich aus, sie gehe über in´s Leben, nur dann ist, was seyn soll“.11) Die Kunst war im Leben der breiten Bevölkerung angekommen. Aus den elitären Adelskreisen heraus hatte sie sich die Welt der Groß- und Kleinbürger erobert und zog ihre Kreise immer weiter. Künstler und Reisende aus den deutschen Ländern kamen nach München und bereicherten das Spektrum der Künstler und den Kunsthandel. Später wurde ganz Europa wichtig, vor allem der Austausch mit Paris und London. Die Weltausstellungen öffneten die Fenster weiter – über den Ozean hinweg. Und die Galeristen wuchsen mit. Sie gestalteten geschickt ihr Angebot, pflegten Kontakte zu den Künstlern und nutzten beherzt neue Verkaufsmöglichkeiten. Das Publikum wurde zunehmend internationaler, der Tourismus nahm zu und die Bilder der bayerischen Maler fanden ihren Weg in die Welt. Heute befinden sich zahlreiche Gemälde von Münchner Malern in Museen und Privatsammlungen der USA, in England oder Frankreich. Dazu zählen Werke, die – einstmals von der Brienner Straße aus in die Welt geschickt – bis heute an ihrem damaligen Bestimmungsort zu den Vorzeigestücken gehören.

> zurück zur Übersicht

(Bilder v.l.n.r.: Otto Gebler, Mitte Hugo Kaufmann, Gabriel von Hackl)

Sonderausstellungen in der Galerie Wimmer Brienner Straße, München – Highlights

(Text: Lena Pahl)

Faszination Bergwelt (2002)

Die Ausstellung „Faszination Bergwelt“ fand in der Galerie Wimmer im Jahr 2002 anlässlich des UNO Jahres der Berge statt. Gezeigt wurde eine große Auswahl an Werken der beiden wichtigen englischen Landschaftsmaler Edward Theodore und Edward Harrison Compton, deren Sammler bis heute in der Galerie Wimmer eine zuverlässige Anlaufstelle für qualitätsvolle Arbeiten in Aquarell und Öl dieser beiden finden.

„Das Naturerlebnis Alpen, ihre ungestüme Wildnis und ihre extremen Stimmungen faszinieren Menschen seit Generationen. Mächtige Felsen, reißende Gebirgsbäche, berstende Gletscherspalten und unbezwingbare Gipfel in zartem Alpenglühen gehören seit Jahrhunderten zu den Sujets berühmter Künstler. Doch besonders zweien von ihnen ist auf einfühlsame Weise gelungen, ihre außergewöhnliche Vertrautheit mit dem Gebirge und tief empfundene Sehnsucht nach der Natur bildnerisch festzuhalten und so als „Maler der Berge“ unvergesslich zu werden – Vater und Sohn: Edward Theodore und Edward Harrison Compton“.

Mit diesem Text wurde die Ausstellung in der Einladung angekündigt und hatte beim Kunstpublikum großen Erfolg. Bei der Vernissage hielt Reinhold Messner eine ausführliche Rede zur Eröffnung und brachte seinen Zuhörern die Kunst der Comptons aus der Sicht eines leidenschaftlichen Bergsteigers, wie auch Edward Theodore einer war, näher.

> zurück zur Übersicht

Albert von Keller (2004)

Die Ausstellung der Werke Albert von Kellers im Jahr 2004 war für die Galerie Wimmer von großer Bedeutung, schloss sie nicht nur an die eigene Tradition des Ortes der Repräsentation Münchener Kunst seit dem 19. Jahrhundert an, sondern zeigte ebenso eine entscheidende Figur in der Entwicklung moderner, zeitgemäßer Münchener Malerei. Albert von Keller, Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft Allotria und der Münchener Secession, entwickelte aus einer ursprünglich akademisch geprägten Salonmalerei einen unnachahmlich expressiven Stil. Die Werke des Münchener Malerfürsten strahlen visionäre Kraft, tiefe Emotionalität und handwerkliche Überlegenheit aus. Seine künstlerische Entwicklung wird durch eine Betrachtung sämtlicher Malperioden ersichtlich, was sich die Galerie Wimmer in der Ausstellung 2004 zur Aufgabe machte.

> zurück zur Übersicht

Max Liebermann (2007)

Die Ausstellung zum Frühwerk Max Liebermanns, die 2007 in der Galerie Wimmer realisiert werden konnte, zeigte schwerpunktmäßig Gemälde und Pastelle mit holländischer Motivik aus dem Frühwerk des Künstlers. Die Arbeiten kamen dabei aus der Karg-Stiftung für Hochbegabtenförderung in Frankfurt am Main, der der Erlös der Ausstellung zukam. Die ausgestellten Pastelle und Gemälde stammten aus der Zeit von 1875 bis 1912 und zeigen Liebermann als wichtigen Wegbereiter der modernen deutschen Malerei sowie frühe impressionistische Impulse, des später wichtigsten Vertreters dieses künstlerischen Stils in Deutschland.

> zurück zur Übersicht

Die Welt der Comptons (2018)

Edward Theodore Compton, geboren am 29. Juli 1849 in Stoke Newington, England, wurde von der Natur mit vielen Begabungen ausgestattet, die gemeinsam dazu führten, dass seine Werke auch heute noch von Sammlern geschätzt und hoch geachtet werden. So war er durch sein Talent und durch den frühen Beginn seiner künstlerischen Ausbildung ein vortrefflicher Zeichner und Maler, den die Eltern schon als Kind gleichsam feinsinnig und konsequent an die Schönheit der Natur herangeführt hatten. Genau das brachte ihn in die Lage, das was zu sehen war, auch wirklich wahrzunehmen. Und früh wurde die Bergwelt Europas seine große Liebe, die er sich als Maler und als Bergsteiger erobert hat. In Kombination mit einer Akkuratesse, die man den Engländern dieser Zeit gemeinhin zuschreiben möchte, führte das zu einer Künstlerkarriere, die bis heute einmalig ist. Er wählte 1874, also bereits mit 24 Jahren, Feldafing am Starnberger See als seine neue Heimat und er hat sie sich sogleich malerisch zu eigen gemacht. Mit dem damals kleinen Ort am Westufer des Sees fand er zudem einen wunderbaren Ausgangsort für seine Touren in die nahe gelegene Welt der Alpen. Und dort begab er sch mit seinen Malutensilien auch in entferntere Gegenden, um sie zu erkunden und festzuhalten: von den Lofoten in die Hohe Tatra, vom schottischen Hochland bis zur Sierra Nevada und sogar bis in die Anden.

Nun darf man sich ihn nicht als dilettierenden Bergsteiger vorstellen, der zufällig hervorragend malte – das wäre in beiden Punkten zu kurz gegriffen. Er war ein brillanter Bergsteiger, der es im Lauf seines Lebens letztlich auf etwa 27 Erstbesteigungen brachte! Seine berühmt gewordenen Bergkollegen (z.B.: Karl Blodig oder Michael I. Innerkofler) sprechen hier für sich. Und als Mitglied des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins war er sicher nicht nur als unverzichtbarer Illustrator gefragt.

Als Maler hebt er sich von anderen Bergmalern dadurch ab, dass es sich in die Stimmung, in die Atmosphäre des Gesehenen besonders gut einfühlen konnte. Er war in der Lage, die Lichtspiele auf einem Gletscher nach zu zaubern und gleichzeitig seine Gefährlichkeit zu offenbaren. Er konnte schnell ziehende Wolken über einen Bergkamm schicken und Fels- und Geröllformationen in ihrer Schwere zeigen. Er nimmt Betrachter in seine Bergwelt hinein und es gelingt ihm, das Gefühl der Demut, die ein Bergsteiger im Lauf einer Route ob der überwältigenden Größe der Natur ereilen kann, in seinen Gemälden wieder anklingen zu lassen.

Mit diesen Fähigkeiten hat er sich in beiden Welten, in der Kunst und bei seinen Bergsteigerkollegen ein hohes Ansehen erarbeitet bzw. erstiegen, das bis heute anhält. Er starb im Jahr 1921 in Feldafing.

Sein Sohn Edward Harrison Compton wurde 1881 in Feldafing geboren und erhielt die künstlerische Ausbildung zunächst von seinem Vater. Schließlich wurde sie durch den Besuch der Central School of Arts and Crafts in London ergänzt. Als ausgebildeter Maler zog es ihn natürlich in die Berge und es entstanden wunderbare Eindrücke aus der Hochgebirgswelt, mit gekonnt gesetzen Licht- und Schattenführungen. Allerdings wurde ein weiterer künstlerischer Werdegang als Bergmaler durch den Ausbruch der Kinderlähmung verhindert, die ihn mit 28 Jahren ereilte. Fortan ließ er zwar in seiner Reisetätigkeit nicht nach, aber er fand seine Motive an leichter erreichbaren Orten. Es entstanden Ansichten von weit verstreut liegenden europäischen Städten und Ansichten von Vorgebirgen, die damals wie heute einen großen Reiz ausstrahlen. Obwohl er einen Teil seines Lebens in Würzburg und Potsdam verbrachte, blieb er seiner Heimat stets treu und starb dort im Jahr 1960 als angesehener Maler.

> zurück zur Übersicht

Sonderausstellung in der Galerie Wimmer, Perchastraße, Berg (Starnberger See)

(Text: Doris Ketttner)

Werke von Künstlern, die in der GALERIE WIMMER in den letzten 30 Jahren verkauft wurden

Galerie Wimmer – Kompetenz zwischen Tradition und Moderne